Qualm und Fett

Qualm und Fett

 

Schluss mit dem Genuss. Das hat sich unser Land auf die Fahnen geschrieben. Obwohl die Geschichte beweist, dass Generationen von Deutschen geraucht, mit Freude ihre kalorienreiche heimatliche Küche genossen und nach solchem Genuss kräftig gebechert haben, sind all diese Dinge auf einmal unter Androhung eines baldigen und qualvollen Todes in Teufels Küche verbannt. Und noch schlimmer, jene, die einfach nicht aufhören wollen mit dem Genießen, werden auch noch verantwortlich gemacht für horrende Kosten im Gesundheitswesen, die die Allgemeinheit der enthaltsamen, aber ebenfalls kranken Menschen zu tragen hat. Sprich: Wer schon genießt, sollte das zumindest mit dem denkbar schlechtesten Gewissen tun.

Genau hier aber beißt sich die Katze in den Schwanz. Menschen, die ständig unter schlechtem Gewissen leiden, bekommen Schlafprobleme, Verstopfung und Depressionen. Sie fallen also dem Gesundheitswesen nicht erst im Alter mit ihrem Lungenkrebs oder den Cholesterinwerten und dem Herzinfarkt zur Last, sondern über Jahrzehnte hinweg wegen dem schlechten Gewissen.

Dabei gab es früher zwischen Genuss und Gesundheitskosten ein gutes Gleichgewicht. Der Staat verdiente große Summen an der Tabaksteuer, die Werbung boomte und die Genussesser und -trinker zahlten erst mal über Jahrzehnte kräftig für ihren Konsum, bevor sie mit ihrem Herzinfarkt tot umfielen. Das hatte noch seine Ordnung. Man hat auch nicht jeden nach einem Herzinfarkt wieder auferweckt und mit teuren Rehamaßnahmen gequält. Tot war tot, und somit war nicht nur die Krankenkasse entlastet, sondern auch das Rentenbudget.

Plötzlich aber schwappte diese Gesundheitswelle zu uns herüber. Ausgerechnet aus den USA, dem Herkunftsland der Finanzkrise. Was man nicht beachtet hat, ist, dass die USA das Problem der Überalterung dank zu gesunden Lebens ganz anders lösen. Man muss da seine Arztrechnung selbst bezahlen, weshalb man lieber ohne Arzt kurz, aber angenehm lebt, und es gibt in der Bevölkerung ausreichend Handfeuerwaffen, um einer Überalterung und Überbevölkerung entgegenzuwirken. Man kann also die Gesundheitswelle nicht einfach nachmachen, ohne auch die Konsequenzen zu übernehmen. Letzteres will nun aber keiner. Darum hätte man besser alles so gelassen, wie es über lange, gute Zeiten hinweg war.

Noch etwas hat man mit der Genussverpönung untergraben: die demokratische Volkssolidarität. Über lange Zeiten hinweg haben zum Beispiel Raucher und Nichtraucher, Dicke und Dünne, Alkoholiker und Kaffeetrinker friedlich nebeneinander hergelebt. Rechnet man die Raucher, die genussvollen Esser und die Liebhaber von Bier und Schnaps zusammen, so ergeben sie sogar die Mehrheit der Bevölkerung, während die Parkjogger und Hantelstemmer eine verschwindende Minderheit sind. Somit ist es geradezu ein Dolchstoß mitten ins Herz der Demokratie, wenn Mehrheiten wie Ungeziefer ausgegrenzt werden.

Raucher werden im strömenden Regen, bei Eis und Schnee vor die Lokaltür gestellt. In Betrieben müssen sie entweder lange Aufzugfahrten bis zur Straße in Kauf nehmen für ihre Zigarette und kosten somit Arbeitszeit. Die andere Variante ist das Raucherkämmerchen, in dem sich hundert Angestellte wie Sardinen in ihrem Qualm drängen. Wieder am Arbeitsplatz, wird der Kollege am Schreibtisch nebenan, den jahrelang der Rauch seines Nachbarn nicht gestört hat, grün im Gesicht, weil der Raucher nach dem Aufenthalt im Kämmerchen erbärmlich stinkt. Statt die eine Zigarette des muss der arme Mitarbeiter nun den Mief unzähliger verschiedener Krautsorten inhalieren. Er wird sich bald krankmelden. Der Raucher meldet sich ebenfalls krank, damit er mal ein paar Tage in Ruhe zu Hause statt in der Stinkekammer rauchen kann.

Auf jeder Zigarettenpackung schreien dem Raucher schwarz auf weiß frühzeitiger Tod, Impotenz und andere grausame Drohungen entgegen. Natürlich ist es ihm scheißegal. Und mal ganz ehrlich, kein Mensch ist doch unausstehlicher als ein Raucher, der sich seine liebe Gewohnheit gerade abgewöhnt. Er wird nervös, kriegt nichts mehr auf die Reihe, vergrault die Kunden mit schlechter Laune, bringt das Betriebsklima mit Wutausbrüchen auf Null und geht auf seinen Chef los. Er wird also schlechthin zum Risiko für ein gutes Wirtschaftsgefüge.

Ebenso wird die Freude am Essen zum Spießrutenlauf. Furchtsam versteckt der Rundleibige seine fette Wurst auf dem Pausenbrot unter einem überdimensionalen Salatblatt. In der Kantine wagt er sich kaum noch ans Hauptgericht. Dagegen schließt er sich anschließend für eine halbe Stunde mit einer Tüte Schokoriegeln im Klo ein. Er kann nicht mehr ungehemmt mit anderen essen gehen, weil er sich da nur einen Salat zu bestellen wagt. Schließlich muss er seine Ausrede, es seien bei ihm nur die Gene und die Drüsen und er sei ganz grundlos fett, aufrecht erhalten.

Die Dünnen betrachten ihn wie eine giftige Natter, denn er verschwendet mit seinen schlechten Fettwerten und dem drohenden Herzinfarkt, den Gelenk- und Wirbelschäden pausenlos Mittel aus dem Gesundheitswesen, die sie dringend für ihren Schnupfen und die Verstauchungen vom letzten Waldlauf bräuchten.

Dem Liebhaber geistiger Getränke geht es nicht viel besser. Jeder schaut ihm kritisch in die Augen, ob die sich schon wegen eines Leberschadens quittegelb färben, und fürchtet, dass er ihm vielleicht eines Tages seine Leber spenden muss. Dabei gehört dieser Mensch genau wie der Raucher zu jenen, die nicht unerheblich zu Steuereinnahmen beitragen. Missgönnt man ihm seinen Genuss, so treibt man den Staat faktisch nur in neue Steuerlöcher. Mit den Kosten im Gesundheitswesen ist es bei dem gar nicht so schlimm. Wenn er ständig angesäuselt ist, tut ihm auch nichts weh und er braucht keinen Arzt. Man muss nur endlich damit aufhören, solche Leute, wenn sie tot umfallen, wieder aufzupäppeln.

Und nun kommen wir mal zu dieser Gruppe der Jogger, Fitnesssüchtigen und Müslifresser, die angeblich die Krankenkassen so prächtig entlasten. Das ist nämlich schlicht eine Lüge. Sie sind sogar alle Nase lang beim Arzt, weil sie gerissene Sehnen, gezerrte Bänder, Magenverstimmungen und mehr haben. Dauernd müssen sie operiert oder in Gips gelegt werden, was nicht nur die Krankenkassen Unsummen kostet und auch die Arbeitgeber. Steuermäßig sind sie die reinste Pleite, denn sie zahlen weder Nikotin- noch Alkoholsteuer. Für den Markt sind sie Nullnummern, weil sie kein Fleisch, keine Wurst, keinen fetten Käse kaufen, sondern nur die billigen Gurken und den trockenen Salat. Manche pflücken sich gar ihren Löwenzahn im Stadtpark, trinken ihr Wasser aus dem Hahn und lassen die Wirtschaft am ausgestreckten Arm verhungern.

In einer Demokratie sollte doch jeder so leben und sterben können, wie er will. Statt Ausgrenzung sollte die Volksgemeinschaft Solidarität mit den Genießern üben, die schließlich mit ihrem kurzen, aber guten Leben die Rentenkassen entlassen und die Steuertöpfe füllen.

 
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sehenswert
 
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http://danis-geschichten.de.tl/Mein-Weg-zur.ue.ck.htm

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